Veröffentlicht auf der Homepage am Sonntag des gemeinsamen Wandergottesdienstes der beiden Kirchgemeinden, 5. Juli 2020
Veröffentlicht auf der Homepage am Sonntag des gemeinsamen Wandergottesdienstes der beiden Kirchgemeinden, 5. Juli 2020
Weg-Segen
Gott segne deinen Weg,
die sicheren und die tastenden Schritte
die einsamen und die begleiteten
die grossen und die kleinen.
Gott segne deinen Weg
mit Atem über die nächste Biegung hinaus
mit unermüdlicher Hoffnung
die vom Ziel singt, das sie nicht sieht,
mit dem Mut, stehen zu bleiben
und der Kraft, weiter zu gehen.
Gottes Segen umhülle dich auf deinem Weg
wie ein bergendes Zelt
Gottes Segen nähre dich auf deinem Weg
wie das Brot und der Wein
Gottes Segen leuchte dir auf deinem Weg
wie das Feuer in der Nacht
Geh im Segen
und gesegnet bist du Segen
wirst du Segen
bist ein Segen
wohin dich der Weg auch führt.
Katja Süss
Das Osterei - zum Leben befreit
Das Ei gehört zu den ältesten Symbolen der Menschheit.
Die Schalen müssen das zarte neue Leben hüten, halten und bergen.
Aber das Leben, das sie hüten, ist stärker als sie selbst.
Es kommt der Augenblick,
in dem das Leben von innen her die Schale zerbricht
und der Schale entschlüpft, um sich in Freiheit zu entfalten.
Was zerbricht, zerbrechen muss, ist immer nur die Schale;
es gibt kein Zerbrechen, aus dem nicht Leben schlüpft.
Das ist die Botschaft des Ostereis.
Ich kann meinen Körper als Schale verstehen,
die im Tod zerbricht, weil sie ihre Aufgabe erfüllt hat
und mich nun freigeben muss für ein höheres Leben.
Manche Menschen meinen,
in ihrem tiefen Leid seien sie selbst zerbrochen – ab dann wären sie ja nur Schale!
Vielleicht muss manchmal noch mehr zerbrechen,
bis sich die Substanz des Lebens durchsetzen kann!
Unbekannt
Hymn of Promise (deutsche Übersetzung)
1. In der
Zwiebel ist die Blume,
in dem Kern
ein Apfelbaum;
in Kokons
versteckte Hoffnung:
Schmetterlinge
werden bald frei sein.
Und im
Schnee und Eis des Winters
wartet
der Frühling,
unentdeckt,
bis seine Zeit kommt;
etwas,
was Gott allein schon sieht.
2. In jeder
Stille ist ein Lied,
sucht
nach Wort und Melodie;
in jeder Nacht
und Dunkel ist die Dämmerung:
bringt
Hoffnung zu dir und mir.
Aus der
Vergangenheit kommt die Zukunft;
was sie
bringt, ist jetzt Geheimnis;
unentdeckt,
bis ihre Zeit kommt;
etwas,
was Gott allein schon sieht.
3. in
unserem Ende ist ein Anfang;
unsre
Zeit birgt Ewigkeit.
In
unserem Zweifel ist auch Glaube,
in
unserem Leben steckt Ewigkeit.
In unserem
Tod steckt Auferstehung
und zuletzt
ein Sieg,
unentdeckt,
bis seine Zeit kommt;
etwas,
was Gott allein schon sieht.
(Natalie Allyn Wakeley
Sleeth (USA) 1985 „In the bulb there is a flower“
Morgensegen
von Wilma Klevinghaus
Für jeden Morgen soviel Licht wie nötig ist
für den Schritt aus dem Dunkel-
für jeden Augenblick soviel Liebe wie nötig ist
um glücklich zu sein und zu machen-
für jeden Tag soviel Kraft wie nötig ist
für das, was er fordert -
für jeden Abend soviel Stille wie nötig ist
um in Gelassenheit die Nacht zu erwarten
und das Erwachen danach
DAS SCHENKE DIR GOTT!
CORONA - Reflexion
Man spricht von Selbstbeschränkung:
Nicht mehr nach draussen, auf die Strasse gehen
und körperliche Kontakte meiden.
Ich spreche lieber von «nach Innen gehen»:
Tiefe Herzenskontakte pflegen,
Menschen schreiben,
ihnen zuhören am Telefon und an sie denken...
Man spricht von Isolation:
Dem Schutz vor anderen.
Ich spreche von Kon-zentration:
Kon (mit-)-Zentrum, also dem Suchen nach meiner Mitte
und der daraus erwachsenden Verbundenheit mit allem, was lebt.
Man spricht von Lock Down:
dem grossen Zuschliessen von Läden, Kinos und Restaurants.
Ich spreche vom inneren Aufschliessen:
für das, was mir im Leben wirklich wesentlich wird.
Man spricht von möglicher Ausgangssperre:
dem Zuhause-bleiben-müssen in der Wohnung oder im Haus.
Ich spreche vom Innehalten in der Oase meiner inneren Neuorientierung,
dem bewussten Ruhen und Frieden finden in mir und meinem Hause.
Ja mein Zuhause kann jetzt mein Kloster oder Retreat-Center werden.
Denn: Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich keine Gelegenheit mehr
für äussere Ablenkungen, Einkaufen, Partys oder Unterhaltung.
Diese grosse Stille fordert, ja sie fordert mich und uns alle heraus,
aber sie fördert mich auch heraus: heraus aus einem gewohnten Zustand,
der, wenn ich ehrlich bin, auch nicht immer so gut war für mich.
Meine Unruhe oder hastiges Unterwegssein ohne immer zu wissen WOHIN.
Mein oberflächliches und ab und zu rastloses Suchen,
all das wurde jäh gestoppt.
Perplex, verängstigt und sorgenvoll empfinde ich mich.
Frustriert, etwas verloren und doch tief dankbar für alle guten Seelen,
die für uns alle so viel tun.
Ja ich empfinde mich in vieler Hinsicht wahrlich unterbrochen...
Jetzt frage ich mich: Was habe ich eigentlich so oft gesucht
in meinem routinemässigen Alltagsleben?
Aus was heraus habe ich so oft gelebt?
Was ist denn überhaupt das Ziel meiner Lebensreise?
Wohin und auf was hin möchte ich leben?
Für viele dieser Fragen,
die jetzt, so urplötzlich wie aus der Tiefe
inmitten dieses Unterbruchs in mein Bewusstsein auftauchen,
gibt es noch keine abschliessenden Antworten.
Spannend sind sie allemal.
Aber eines weiss ich mittlerweile:
Die Fragen selbst, für die ich jetzt ganz unerwartet Zeit bekommen habe,
sie schliessen auf . . . nicht die Türen zu Bars, Kinos oder Läden,
aber zu meinem innersten Herzen.
Und die sich mir wohl erst langsam erschliessenden Antworten
betrachte ich als kostbare, aufschliessende Seelen-Abenteuer,
als Weg, der wie in langsamen Kreisen
sich behutsam bis zur inneren Mitte hervortastet.
Das Bild, das sich mir gerade eröffnet ist das einer Spinne:
Sie, die am frühen Morgen ihr Netz konzentrisch baut.
Aus ihrem eigenen Leib, ihrer Mitte nimmt sie das Material für das Netz,
das sie tragen und ernähren wird.
Ja sie nimmt sozusagen aus ihrer Substanz
und jetzt geht es ja auch bei uns wahrlich an die eigene Substanz.
Diese Netz-Substanz gibt ihr nicht nur Halt
nein auch Orientierung für das, was gerade dran ist.
An zwei stabilen Ästen verbindend, beginnt sie ihr Netz.
Sie sucht also den Halt aus ihrem Inneren
in der Verbindung zu etwas Grösserem.
Sie macht eine Rückbindung – lateinisch nennt man dies re-ligio.
Sie bindet sich an etwas Grösseres.
Sie baut sich an den Hauptästen ihre tragende Grundstruktur.
Sie sucht also zuerst alles, was sie trägt,
was ihr gut tut und was ihr Stabilität gibt.
Daraus baut sie ihre Speichen, die allesamt mittenorientiert sind.
Dann geht sie langsam aus ihrer Mitte heraus
und gestaltet behutsam und konzentrisch,
Kreis um Kreis, fast wie in einem Labyrinth ihr Netz.
Immer wieder wächst und bildet sich ihr Werk
aus Kontaktpunkten, die sie fast zärtlich gestaltet.
Für mich ein schönes Bild:
zärtliche Kontaktpunkte . . .
Leise, aus der Mitte heraus,
gefüllt mit meiner eigenen Substanz,
das heisst ganz authentisch aus mir heraus . . .
und weiter geht’s zum nächsten Kontaktpunkt
– nicht starr verhaftend, immer freilassend und ganz elastisch.
Die Spinne nimmt von ihrem Wesen,
baut ganz sachte und aus sich heraus,
um sich gleichzeitig ganz an das Tragende,
Grössere und Stabilere der Äste oder Rahmen anzubinden.
Vielleicht könnte ich und wir jetzt Ähnliches tun.
von Pfarrer Andreas Marti, Lauwil
Gebet und Segen der Iona-Community in Schottland:
Wache, oh Herr, mit jenen, die heute Nacht keine Ruhe finden und weinen,
und betraue deine Engel damit, über jene zu wachen, die schlafen.
Kümmere dich um die Kranken, o Herr Jesus Christus,
schenke den Müden Ruhe,
segne die Sterbenden,
beruhige die Leidenden,
fühle mit den Gequälten,
beschütze die Glücklichen,
und alle um deiner Liebe willen.
Möge uns der Gott der Hoffnung mit all der Freude und dem Frieden des Glaubens erfüllen,
dass wir Hoffnung im Überfluss haben durch die Macht der Heiligen Geistes.
Amen